Hochschulzugang

Studieren ohne Abi – Wie funktioniert das überhaupt?

Ein Studium ohne Abitur oder Fachhochschulreife ist grundsätzlich an jeder staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule in Deutschland möglich. Die rechtlichen Regelungen für den Hochschulzugang über die berufliche Qualifikation legt jedes Bundesland selbst fest. In Berlin sind diese Zugangsmöglichkeiten im § 11 des Berliner Hochschulgesetzes (BerlHG) geregelt.

Ob Sie das Studienfach frei wählen können oder nur bestimmte Fächer studieren dürfen, hängt von Ihrer beruflichen Qualifikation ab. Man unterscheidet dabei zwischen allgemeiner und fachgebundener Hochschulzugangsberechtigung (HZB).

Hochschulzugang mit beruflicher Qualifikation

Das Land Berlin sieht für beruflich Qualifizierte 3 Wege in ein Hochschulstudium vor:

Allgemeiner Hochschulzugang
Wer eine bundes- oder landesrechtlich geregelte Aufstiegsfortbildung oder eine Fachschulausbildung absolviert hat, z. B.
- Meister*in
- staatlich geprüfte*r Techniker*in oder
- staatlich geprüfte*r Fachwirt*in ist
erhält eine allgemeine HZB. Diese erlaubt ein grundständiges Studium an jeder Universität oder Fachhochschule ohne Einschränkung bei der Wahl des Studienfachs (§ 11, Abs. 1 BerlHG).
Fachgebundener Hochschulzugang (fachnah)
Wer eine mindestens 2-jährige Berufsausbildung abgeschlossen hat, erhält einen fachgebundenen Hochschulzugang. Dabei muss der angestrebte Studiengang einen fachlichen Bezug zur beruflichen Vorbildung aufweisen (§ 11, Abs. 2 BerlHG).
Fachgebundener Hochschulzugang (fachfremd)
Wer mit einer fachgebundenen HZB (Punkt 2) ein Studium in einem Fach beginnen möchte, das nicht der beruflichen Vorbildung entspricht, muss zusätzlich eine Zugangsprüfung für das gewählte Fach an der jeweiligen Hochschule ablegen (§ 11, Abs. 3 BerlHG).

Voraussetzung für alle Zugänge ist, dass der Ausbildungsberuf bundes- oder landesrechtlich geregelt ist oder als gleichwertig anerkannt wird. Diese Voraussetzungen gelten auch für Qualifikationen, die im Ausland erworben und als gleichwertig anerkannt sind (§ 11, Abs. 5 BerlHG). Eine gebündelte Übersicht der Anlaufstellen zur Anerkennung beruflicher Qualifikationen finden Sie z. B. in der Infothek Anerkennung des IQ Landesnetzwerks Berlin

„Vom Meister zum Master”

Ein Sonderweg

Einen Weg für besonders qualifizierte und erfahrene Berufspraktiker*innen bildet der Zugang zu bestimmten weiterbildenden Masterstudiengängen ohne Bachelorabschluss. In Berlin ist dies mit einer 5-jährigen einschlägigen Berufstätigkeit nach Erwerb der beruflichen Qualifikation gemäß § 11 rechtlich grundsätzlich möglich (BerlHG § 10, Abs. 6, Satz 11). Die Zugangsvoraussetzungen regeln die Hochschulen.

Fachnahes Studium

Ob eine hinreichende fachliche Nähe zwischen Ausbildungsberuf und gewähltem Studienfach besteht, wird durch die Hochschule bestimmt. Einige Hochschulen stellen Listen oder Online-Tools auf ihren Webseiten bereit, die Berufsabschlüsse und geeignete Studienfächer gegenüberstellen. Diese sind jedoch häufig nicht erschöpfend. Es ist deshalb empfehlenswert, die eigenen Ausbildungsinhalte (z. B. anhand von Ausbildungs- oder Prüfungsordnungen) und beruflichen Erfahrungen selbstständig mit den Studieninhalten (z. B. Modulhandbüchern) zu vergleichen. Da Berufs- und Bildungswege sehr vielfältig sein können und der Hochschulzugang ohne Abitur noch immer eine Ausnahme darstellt, fehlen in den zuständigen Stellen an den Hochschulen manchmal Erfahrungswerte mit Studienbewerber*innen ohne Abitur. Hier ist es wichtig, gut informiert und vorbereitet in das Gespräch zu gehen.

Fachfremdes Studium mit Zugangsprüfung

Möchten Sie ein Studienfach studieren, bei dem keine ausreichende fachliche Nähe zu Ausbildung und Berufspraxis besteht, müssen Sie eine Zugangsprüfung (auch „Eignungsprüfung“ oder „Studierfähigkeitstest“ genannt) ablegen, bevor Sie sich für einen Studienplatz bewerben können. Prüfungsablauf und -inhalte legen die Hochschulen fest. Dabei müssen die berufsschulischen Vorkenntnisse der Bewerber*innen in angemessener Weise berücksichtigt werden. Einige Hochschulen bieten Vorbereitungskurse für die Zugangsprüfung an, die freiwillig besucht werden können.

Zulassungsbeschränkungen und zulassungsfreie Fächer

Stehen in einem Studiengang weniger Studienplätze zur Verfügung als nachgefragt werden, wird dieser zulassungsbeschränkt, d. h., es wird ein Auswahlverfahren durchgeführt, in dem die Studienplätze nach bestimmten Kriterien, z. B. der Note des Abschlusszeugnisses oder Wartesemestern, vergeben werden. In zulassungsfreien Studiengängen werden alle Bewerber*innen zugelassen, die die Zugangsvoraussetzungen erfüllen.

Besondere Anforderungen gelten für die bundesweit zulassungsbeschränkten Studienplätze in den Fächern Humanmedizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie. Die Studienplatzvergabe erfolgt hier zentral über die Stiftung für Hochschulzulassung.

Daneben können weitere Voraussetzungen für eine Zulassung zu bestimmten Studiengängen notwendig sein:

eine Eignungsprüfung oder ein Auswahlverfahren, z. B. in sprach- oder sportbezogenen sowie künstlerischen Studiengängen;
Vorpraktika unterschiedlicher Dauer, z. B. für technische Studiengänge. (Diese müssen zum Zeitpunkt der Bewerbung bzw. der Einschreibung nachgewiesen werden.)

Bewerbungsverfahren

Wie bewerbe ich mich für ein Studium?

Haben Sie den passenden Studiengang für sich gefunden, geht es an die Bewerbung. Die Hochschulen setzen ihre Zulassungsverfahren zum Studium auf Basis des Hochschulgesetzes unterschiedlich um. Zugangsvoraussetzungen und Verfahrensweisen variieren aber auch studiengangsbezogen.

Deshalb ist es wichtig, sich rechtzeitig vorab bei den entsprechenden Einrichtungen zu informieren und im besten Fall individuell beraten zu lassen. Insbesondere wenn Sie sich mit einer fachgebundenen Hochschulzugangsberechtigung für ein Studium bewerben möchten, bei der möglicherweise eine Zugangsprüfung abgelegt werden muss (fachfremdes Studium), sollten Sie im Vorfeld ausreichend Vorbereitungszeit einplanen. Klären Sie die Anerkennung Ihrer Hochschulzugangsberechtigung unbedingt in direktem Kontakt mit der Studienberatung, indem Sie Ihre Unterlagen frühzeitig prüfen lassen. Je nach Zugangsweg müssen für die Anerkennung der Hochschulzugangsberechtigung unterschiedliche Nachweise erbracht werden:

Zeugnis des Berufsabschlusses (Prüfungszeugnis der Kammer)
Zeugnis der Aufstiegsfortbildung (bei Vorliegen jeweils mit Notendurchschnitt)
ggf. Nachweis über erfolgreich bestandene Zugangsprüfung

Erste Schritte vor der Bewerbung

Informationen einholen und Ansprechpersonen an der Hochschule kontaktieren
Voraussetzungen, Fristen und Abläufe für Hochschulzugang und Bewerbung klären
Feststellung der Hochschulzugangsberechtigung und Vorabprüfung der Bewerbungsunterlagen
Bei fachgebundenem Zugang: Klärung der fachlichen Nähe, ggf. Anmeldung zur Zugangsprüfung

Bewerbung auf einen Studienplatz

Eine Einschreibung in grundständige Studiengänge erfolgt entweder zum Wintersemester (Studienbeginn: Anfang Oktober) oder zum Sommersemester (Studienbeginn: Anfang April). Die Bewerbungsfristen liegen meist zwischen Juni und Mitte Juli bzw. zwischen Dezember und Mitte Januar. Das Bewerbungsverfahren erfolgt häufig über hochschuleigene oder dezentrale Online-Portale. Die notwendigen Zeugnisse und Nachweise für die Hochschulzugangsberechtigung müssen innerhalb der Bewerbungsfrist eingereicht werden.

Zulassung und Einschreibung

Ob Sie den Studienplatz erhalten, erfahren Sie i. d. R. sehr kurzfristig vor Beginn des Semesters. Wenn Sie beispielsweise beabsichtigen, Ihre Erwerbstätigkeit für das Studium aufzugeben, sollten Sie dies, z. B. mit Blick auf bestehende Kündigungsfristen, berücksichtigen. Nach positiver Studienplatzzusage erfolgt die Einschreibung („Immatrikulation“) in der Regel persönlich im Studierendensekretariat bzw. im Immatrikulationsbüro der Hochschule.

Anrechnung außerhalb der Hochschule erworbener Kompetenzen

Fähigkeiten und Kenntnisse, die in Aus-, Fort- und Weiterbildungen oder in der beruflichen Praxis erworben wurden, können auf ein Hochschulstudium angerechnet werden. Einzelne Studienleistungen oder ganze Module des gewählten Studiengangs werden hierbei durch gleichwertige vorherige Leistungen ersetzt und müssen nicht mehr absolviert werden. Das trägt zu einer zeitlichen Entlastung im Studium bei und verhindert unnötige Dopplungen von Lerninhalten und Praktika.

Ob und wie viel angerechnet werden kann, hängt davon ab, inwieweit die vor dem Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten den im Studium zu erwerbenden Kompetenzen entsprechen – sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich des Niveaus. Nachweise werden durch die beantragende Person erbracht und durch die Hochschule geprüft. An einigen Hochschulen gibt es eigene Anrechnungsbeauftragte; an anderen erfolgt die Anrechnung über das jeweilige Prüfungsamt oder die Studiengangs- oder Modulbeauftragten des Fachbereichs. Die Prüfung des Antrags auf Anrechnung kann zeitaufwändig sein und sollte möglichst frühzeitig eingeleitet werden.

Für beruflich Qualifizierte mit fachnahem Studium besteht häufig die Möglichkeit, dass Praktika zu Beginn des Studiums durch Anerkennung der Berufserfahrung erlassen werden.

Zulassungsverfahren

Das konkrete Zulassungsverfahren bestimmt jede Hochschule selbst. Sie entscheidet auch, ob die berufliche Qualifikation dem angestrebten Studiengang entspricht.