#27 Vier-Tage-Woche: Mit mehr Zeit zur Lösung der multiplen Krise?
Wir sprechen mit Sophie Jänicke (Ressortleiterin „Tarifpolitik“, IG Metall Vorstand) und Philipp Frey (Wiss. Mitarbeiter, Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse am KIT) über die Vier-Tage-Woche. Was verstehen wir eigentlich darunter und was nicht? Warum bedeutet eine 32-Stunden-Woche nicht das Ende von Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit? Warum ist es auch aus ökologischen Gründen eine gute Idee weniger zu arbeiten? Welche Erfahren aus Realexperimenten gibt es bereits? Wie können Gewerkschaften die Vier-Tage-Woche erkämpfen? Dies und mehr klären wir in drei Teilen.
Im ersten Teil befassen wir uns erstmal damit, was wir unter einer 4-Tage-Woche verstehen. Außerdem ordnen wir die aktuelle Debatte um eine solche Arbeitszeitverkürzung in die Geschichte von Ideen über kürzere Arbeitstage ein. Und schließlich sprechen wir über die vermeintlich wirtschaftliche Unmöglichkeit einer Vier-Tage-Woche, einen ständig kranken Mann und eine angeblich arbeitsscheue Jugend.
Im zweiten Teil widmen wir uns ausführlich der ökologischen Dimension: Was kann eine 4-Tage-Woche zur Lösung der Klimakrise beitragen? Wie steht es um den so genannten Rebound-Effekt: Würde der dazu führen, dass Menschen mit mehr Freizeit ein noch klimaschädlicheres Konsumverhalten hätten? Was waren die Erfahrungen mit der 4-Tage-Woche in Großbritannien und wie soll eigentlich der in Deutschland für 2024 angekündigte Realversuch aussehen?
Im dritten Teil sprechen wir über Kritikpunkte an der Vier-Tage-Woche und wie Gewerkschaften und Bewegungen dieses Modell in der Praxis durchsetzen könnten.
Weitere Infos zum Thema
#27.1 Mehr zur grundlegenden Idee der Vier-Tage-Woche und zur wirtschafts- und gesellschaftspolitischen (Schein)Debatte um Produktivität, Leistung und Sinn:
Eine Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit auf 32 Stunden, bei vollem Entgeltausgleich; 8,5 Prozent mehr Geld; Fortführung der Altersteilzeit. Das sind Forderungen der IGM für die Tarifrunde der Stahlindustrie Nordwest und Ost und mehr Informationen dazu gibt es hier.
Die deutschsprachige Zusammenfassung der Ergebnisse des Experiments zur 4-Tage-Woche ist als Online-Publikation der Rosa-Luxemburg-Stiftung erschienen: Die Vier-Tage-Woche im Vereinigten Königreich. Die Ergebnisse des bislang größten Pilotprojekts weltweit und frei zugänglich. Auf der Seite von „Autonomy“ sind weitere Ergebnisse und Berichte (auf Englisch) zu finden.
Das erwähnte Streitgespräch zwischen Adorno und Gehlen zur Frage wieviel Freiheit den Menschen zumutbar ist, kann u.a. hier nachgehört werden. Es handelt sich dabei um einen Teil („Freiheit und Institution. Ein soziologisches Streitgespräch“, moderiert von Alexander von Cube) einer Gesprächsreihe, die 1965 im öffentlich rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde.
#27.2 Mehr zur Vier-Tage-Woche & Klimakrise und den Realversuchen in Großbritannien und Deutschland:
Informationen folgen in Kürze.
#27.3 Mehr zur Kritik an der Vier-Tage-Woche und zu den (Macht)Ressourcen zur Durchsetzung:
Informationen folgen in Kürze.
Über unsere Gäste
Sophie Jänicke ist Ressortleiterin der Tarifabteilung beim Vorstand der IG Metall mit dem Schwerpunkt Arbeitszeit. Arbeitszeitverkürzung ist aktuell eine zentrale Forderung der IGM für die Tarifrunde der Stahlindustrie Nordwest und Ost. Sophie ist außerdem Politikwissenschaftlerin und war bei IndustriAll Europe für Fragen von Tarif- und Sozialpolitik zuständig und hat Betriebsräte zu Fragen der Arbeitszeit- und Entgeltgestaltung beraten.
Phillipp Frey ist Philosoph und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Außerdem ist er Research Affiliate von “Autonomy”, einer unabhängigen, progressiven Forschungsorganisation die unter anderem Consulting für Unternehmen anbietet, die eine 4-Tage-Woche testen wollen. Zu Philipps Forschungsschwerpunkten zählen die Zukunft der Arbeit und Wirtschaftsdemokratie und Innovation.
Foto: Morgan Housel (unsplash.com)